Bericht über die Gemeinderatssitzung am 21.01.2010 im Großen Saal des Rathauses Unterkirchberg

 

Zur Sitzung begrüßte Bürgermeister Bertele den Gemeinderat, Herrn Franz Glogger von der Presse, Herrn Leander Missel vom Verwaltungsverband und Herrn Manfred Kornmayer von der Verwaltung. Zuhörer waren nicht anwesend. Er stellte die form- und fristgerechte Einladung sowie die Beschlussfähigkeit fest.

 

Haushaltsplan 2010

Wie in allen anderen Kommunen seien auch in Illerkirchberg die Steuereinnahmen stark rückläufig, leitete Bürgermeister Bertele die Haushaltsdiskussion ein. Die deutsche Wirtschaft befinde sich bekanntlich im stärksten Abwärtssog seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Sanierung der alten Schule in Unterkirchberg beteilige sich die Gemeinde aber an dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung.

Aufgrund der großen wirtschaftlichen Unsicherheiten sei der Haushaltserlass 2010 erst am 30.11.2009 erfolgt. Dieser berücksichtige die Ergebnisse der Steuerschätzungen vom Mai und November 2009. Die Orientierungsdaten seien nun in den vorliegenden Haushaltsentwurf für die Gemeinde Illerkirchberg eingearbeitet worden. Mithilfe des neuen EDV-Programmes habe Herr Leander Missel vom Verwaltungsverband den Haushaltsentwurf federführend zusammengestellt; er bat ihn zugleich um dessen Erläuterung.

Herr Leander Missel vom Gemeindeverwaltungsverband Kirchberg-Weihungstal stellte dem Gemeinderat den Haushaltsplan 2010 vor und erklärte diesen detailliert. Er beschrieb die Einnahmeausfälle und die Umlagesystematik mit Auswirkungen aus dem Einkommenssteueranteil, den Schlüsselzuweisungen, der FAG- und der Kreisumlage mit Mehrbelastungen von insgesamt 875.000,-- EUR gegenüber dem Jahr 2008. Dies führe zu einer Zuführungsrate vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt von nur noch 200.000,-- EUR im Jahr 2010 gegenüber 865.000,-- EUR im Vorjahr bzw. 1,5 Mio. EUR im Jahr 2008. Zur Finanzierung der Investitionen im Vermögenshaushalt werde deshalb eine Entnahme aus der allgemeinen Rücklage in Höhe von 1,1 Mio. EUR erforderlich. Anschließend erläuterte er die wesentlichen Vorhaben und Positionen des Haushaltes.

 

Schulhaus Unterkirchberg:

Grundlegende Sanierung des alten Schulhauses im Rahmen des Konjunkturpakets mit Ausbau des Dachgeschosses zu Musik- und Vereinsräumen. Die Finanzierung ist in den Haushaltsjahren 2010 und 2011 mit insgesamt 680.000,-- EUR bei 210.000,-- EUR Zuschüssen vorgesehen.

 

Sanierung und Erweiterung des Kindergartens St. Franziskus in Oberkirchberg:

Der Kindergarten der katholischen Kirchengemeinde soll im Rahmen des Landessanierungsprogramms auf die künftigen Anforderungen der Kinderbetreuung für drei Kindergartengruppen und 1 Kinderkrippe um- und ausgebaut werden. Die Kosten wurden bisher auf 750.000,-- EUR geschätzt. Zur Finanzierung sollen das Landessanierungsprogramm, das Bundesprogramm zur Förderung der Kleinkindbetreuung sowie der Ausgleichsstock in Anspruch genommen werden. Die katholische Kirchengemeinde wird sich vertragsgemäß an den Kosten beteiligen.

 

Neubau zentrale Sportanlage:

Es wurden eine weitere Planungsrate mit 75.000,-- EUR sowie Beträge für einen Grunderwerb eingestellt.

 

Landessanierungsprogramm:

Zur Anlegung von Stellplätzen an der Dietenheimer Straße sind 121.000,-- EUR bei 73.000,-- EUR Zuschuss eingestellt worden. Im Drosselweg und in der Fuggerstraße sollen im Zuge des Landessanierungsprogramms und der Erneuerung der Wasserleitung die Oberflächen saniert werden.

 

Straßenbau:

Zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Landesstraße 260 sollen an der Einmündung Hölderlinstraße 2 Querungshilfen (40.000,-- EUR) eingebaut werden. An der Einmündung Goethestraße wird die Anlegung eines Mini-Kreisels geplant (6.000,-- EUR) und an der Einmündung Mündelstraße ein Fahrbahnteiler (30.000,-- EUR). Zur Sanierung bzw. Erneuerung der Fußwegbrücke Im Gäßle wurden 50.000,-- EUR eingestellt.

 

Wasserleitungen:

Zur Erneuerung der Wasserleitungen sind für den Amtgartenweg 70.000,-- EUR und für die Fuggerstraße 100.000,-- EUR eingestellt worden.

 

Grundstücke:

Für die Veräußerung und den Erwerb von Grundvermögen wurden jeweils 100.000,-- EUR bei den Einnahmen und Ausgaben eingeplant.

 

Verschuldung

Zum weiteren Abbau der Schulden sind ordentliche Tilgungen mit 6.000,-- EUR sowie eine Sondertilgung mit 87.000,-- EUR vorgesehen. Damit wird die Verschuldung zum Jahresende auf 0,-- EUR zurückgeführt, d. h. die Gemeinde wird dann schuldenfrei sein. (Landesdurchschnitt: 365,00 EUR / Einwohner).

 

Rücklagen

Durch das gute Ergebnis 2008 konnte die Rücklage um 1,35 Mio. EUR auf 2.78 Mio. EUR erhöht werden. Für den Haushalt 2009 war eine Entnahme von 110.000,-- EUR vorgesehen. Zur Finanzierung des Haushalts 2010 ist eine Entnahme in Höhe 1.167.000,-- EUR geplant.

 

Finanzplanung und Investitionsprogramm

Die weitere Planung umfasst die Jahre bis 2013. Darin vorgesehen sind die Schaffung einer zentralen Sportanlage sowie die Neugestaltung des Schulhofs in Unterkirchberg und des Vorplatzes zum Friedhof. Eine Friedhofserweiterung in Unterkirchberg steht ebenso heran. Im Rahmen des Landessanierungsprogramms soll die TSG-Halle in Oberkirchberg saniert werden. Die Erneuerung der Wasserleitungen und der hiervon betroffenen Straßen soll abschnittsweise fortgesetzt werden.

 

In der Diskussion bedankten sich die Gemeinderäte für die ausführliche und verständliche Darstellung. So erfreulich eine Nullverschuldung auch sei, stelle sich die Frage, ob die Gemeinde dadurch Nachteile bei Beantragung von Zuschüssen entstünden. Bürgermeister Bertele verwies auf die anstehenden großen Projekte alte Schule Unterkirchberg, Kindergarten Oberkirchberg, Sportgelände und die damit verbundenen Ausgaben. Selbst wenn beispielsweise der Ausgleichstockzuschuss für den Antoniuskindergarten in Höhe von 50.000,-- EUR andernfalls geringfügig höher gewesen wäre, so könnten die anstehenden Investitionen mit der Last einer vorhandenen Verschuldung kaum gestemmt werden. Er befürwortete die Bildung eines Eigenkapitalgrundstocks und darauf aufbauend eine Kreditfinanzierung, wie sie auch ein verantwortlicher Häuslerbauer bewerkstellige.

 

Auch seitens anderer Gemeinderäte wurden in einer Null-Verschuldung keine Nachteile gesehen, ebenso wenig wie bei einer später wieder notwendigen Kreditaufnahme. Schließlich sei die Gemeinde auch kein Sparverein, sondern müsse ihre Aufgaben erfüllen. Auf Nachfrage nach etwaigen Möglichkeiten der Gemeinde, die Zuweisungen aus dem Finanzausgleich zu verbessern, erläuterte Leander Missel die Systematik, nach der die Gemeinschaftssteuern für die Kommunen vom Land verteilt und auch die eigenen Steuereinnahmen zu einem großen Teil mit den anderen Kommunen ausgeglichen würden. Nur eine Veränderung der Hebesätze oder eine Änderung der Einwohnerzahl führe zu Einnahmen, die der Gemeinde verblieben.

Auf eine besorgte Äußerung einer späteren Verschuldung wieder in der Größenordnung einer Mio. EUR meinte ein anderes Gremiumsmitglied, dass die Gemeinde selbst bei einer notwendigen Verschuldung von 1,2 Mio. EUR noch unter dem Landesdurchschnitt liegen würde. Zudem könnten bei einer weiteren Verschlechterung der Finanzlage einzelne Maßnahmen auch noch verschoben werden. Grundsätzlich solle aber an den Investitionen festgehalten werden. Eine Gemeinde, die nicht investiere, sei tot.

Ein Gemeinderat hielt die Einplanung des Sportprojekts auch deswegen für vertretbar, da hierdurch die Pflichtaufgaben wie Straßenbau, Wasserversorgung etc. nicht zurückgestellt würden.

Bürgermeister Bertele stellte fest, dass das vorliegende Investitionsprogramm mit Finanzplan kein zwingender Plan sei. Wie immer und überall gebe es Abweichungen zwischen Plan und Wirklichkeit. Gleichwohl sei der Plan mit bestem Wissen und Gewissen aufgestellt. Für ihn komme zuerst die „Pflicht“ in Gestalt der unmittelbaren Daseinsvorsorge, dann die „Kür“. Für das geplante zentrale Sportgelände wäre eine Ausgangssituation mit Verschuldung ungünstig. Deshalb habe er auf den vollständigen Abbau der Verschuldung gesetzt, bevor mit diesem Projekt begonnen werde.

 

Nach detaillierter Erläuterung und anschließender Diskussion wurde sodann der Haushalt mit einem Gesamtvolumen von knapp 9,3 Mio. EUR Einnahmen und Ausgaben einstimmig beschlossen.

Unmittelbar darauf wurde die Sondertilgung eines Darlehens in Höhe von rd. 90.000,-- EUR ebenfalls einstimmig beschlossen. Die vollständige Rückzahlung dieses Darlehens wäre nach den Worten von Bürgermeister Bertele ein „historischer Moment“, weil die Gemeinde dann schuldenfrei sei.

Abschließend dankte Bürgermeister Bertele Leander Missel für seinen qualifizierten Vortrag.

 

Ablösung der Beiträge zur Mesnerbesoldung

Nach Herkommen von alters her, zum Teil seit über hundert Jahren, leiste die Gemeinde nach Bericht des Kämmerers Manfred Kornmayer Beiträge zur Mesnerbesoldung. Das Verwaltungsaktuariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart habe nun vorgeschlagen, die jährlichen Beiträge in Höhe von 51,13 EUR zu den Mesnerbesoldungen der kath. Kirchengemeinde Unterkirchberg, der kath. Kirchengemeinde Oberkirchberg und der Kapellenpflege Beutelreusch durch Einmalzahlungen abzulösen. Wie üblich erfolge eine solche Ablösung in der Zahlung von 25 Jahresbeträgen mit der Wirkung, davon gänzlich und befristet frei zu sein. Als historisch interessant beschrieb er dabei auch den Werdegang dieser Zahlungen über die verschiedenen Währungen bzw. Währungsreformen hinweg.

 

Nach diversen Gemeinderatsbeschlüssen im Lauf der Jahrzehnte zahlte die Gemeinde zuletzt allerdings nicht 51,13 EUR je Jahr und Kirchengemeinde, sondern 65.-- EUR. Bürgermeister Bertele schlug als Mittelweg einen jährlichen Ablösebetrag in Höhe von 60.-- EUR für die Dauer von 25 Jahren vor, was dann auch einstimmig angenommen wurde.

 

Baugesuche

Für einen Bauplatz im „Unteren Brühl“ lag ein neues Baugesuch vor. Der Plan für das Haus entsprach dem Bebauungsplan, aber für ein Gartenhaus war eine Befreiung beantragt. Wegen des im Haus fehlenden Kellers sollen dort Pflanzen, Gartengeräte, Spielzeug und Gartenmöbel abstellt werden können. Die Bauherrschaft hatte mitgeteilt, seitens der Nachbarschaft gäbe es keine Einwände, wobei die Unterschriften aus zeitlichen Gründen noch nicht vorlagen. Der Bebauungsplan sieht Nebenanlagen wie Gartenhäuser nicht vor. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass im geplanten Bereich des Gartenhauses eine Leitungstrasse verlaufe. Die beantragte Befreiung wurde auch kontrovers diskutiert und schließlich mehrheitlich beschlossen, bei Beachtung der Leitungstrasse und Mindestgrenzabständen von 2,5 m zur Nachbarschaft dem Baugesuch zuzustimmen.

 

Anschließend wurde zwei weiteren Baugesuchen für Einfamilienhäuser auf benachbarten Grundstücken im Baugebiet „Hornbächle-Süd“ zugestimmt.

 

Bücherei Oberkirchberg

Bürgermeister Bertele legte dem Gemeinderat den Jahresbericht für das Jahr 2009 in Kopie vor. Er bedankte sich ausdrücklich bei den ehrenamtlichen Helfern für ihren umfangreichen Dienst in der Bücherei. Aus seinen Verfügungsmitteln habe er im letzten Jahr jeder Bücherei wiederum zusätzlich jeweils 250,-- EUR zukommen lassen.

 

Wasserrohrbrüche 2009

Bürgermeister Bertele legte dem Gemeinderat die Auflistung der Wasserrohrbrüche für das Jahr 2009 vor. Die Wassermeister Ströbele und Nothelfer der Steinberggruppe hatten insgesamt 17 Rohrbrüche aufgelistet.

 

Feststellung der Gemeindefläche

Das Vermessungsamt hat die Gemarkungsfläche der Gemeinde auf Ende 2009 neu festgestellt mit einem Zugang von 36 m² auf nun 11.453.391 m².

 

Abschaffung der Rentensprechtage

Bürgermeister Bertele gab bekannt, dass die Deutsche Rentenversicherung die Sprechtage in den Rathäusern Unter- und Oberkirchberg ebenso wie in der Nachbargemeinde Illerrieden auf Ende 2009 eingestellt habe. Ebenso bzw. gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Kaiser habe er schriftlich und telefonisch auf die Auslastung und somit Nachfrage nach den Sprechtage vorgetragen, allerdings erfolglos. Damit fänden ab dem Jahr 2010 keine Sprechtage mehr in der Gemeinde statt. In allen Orten mit stundenweisen Sprechzeiten entfalle diese Dienstleistung. Die nächste Beratungsstelle befinde sich in Ulm. Dort seien frühzeitige Terminvereinbarungen notwendig.

 

Auswirkungen der Illersanierung auf die Trinkwasserversorgung

Bürgermeister Bertele informierte, dass im Zuge der Illersanierung geplant sei, den Überschwemmungsbereich der Iller an die Brunnen der Steinberggruppe und insbesondere an einen Brunnen der Illergruppe heranzuführen. Aufgrund der Verbundleitung zwischen der Illergruppe und der Steinberggruppe könne das Trinkwasser somit in beiden Versorgungsgebieten betroffen sein. Mit der Illersanierung gelte es, erstrangig den Grundwasserstand zu stabilisieren. Es gelte jedoch zu vermeiden, dass namens der Renaturierung die Überschwemmungsbereiche so erweitert würden, dass die Umgebung eines Brunnens der Illergruppe und möglicherweise der Steinberggruppe künftig selbst bei nur 1-jährigem Hochwasser in Gefahr gerate. Als Schutzmaßnahme sei zwar eine ca. 5 m tiefe Dichtwand von der Erdoberfläche bis zum wasserundurchlässigen Flins im Untergrund mit enormem Geldaufwand vorgesehen. Inwieweit und wie lange solche technischen Hilfsmittel tatsächlich Gefahren für das Grund- und Trinkwasser abwehren, halte er für fraglich. Mittels technischer Vorkehrungen Gefahren entgegenzuwirken, sei planerisch und theoretisch wohl machbar. Den Überflutungsgefahrenbereich erst gar nicht an die Trinkwasserbrunnen heranzuführen, biete aber den höchstmöglichen Schutz des Trinkwassers als erstrangiges Lebensmittel für rd. 15.000 Einwohner im Versorgungsbereich. Bei einer öffentlichen Bürgerinformation in Illerrieden sei das Bürgerinteresse immens gewesen.

Es komme hinzu, dass selbst in Kreisen des Naturschutzes verschiedene Meinungen herrschten. Seit der Begradigung der Iller in den heutigen Zustand hätte sich nämlich in den Illerwäldern eine neue Form des ökologischen Gleichgewichts eingestellt mit ebenfalls spezifischer Flora und Fauna. Dieses über viele Jahrzehnte entstandene Ökosystem zu zerstören, begegne daher auch in Naturschutzkreisen Vorbehalten.

 

Bürgermeister Bertele erinnerte daran, dass die Wasserversorgung in Unterkirchberg wegen fehlender Hochwassersicherheit geschlossen werden musste. Mit dem Anschluss an die Steinberggruppe habe man daher dieses Problem als erledigt betrachtet. Nun stehe das Erfordernis einer Wasseraufbereitungsanlage im Raum.

Im Hinblick auf die Meinungsunterschiede im Naturschutzbereich als auch der beträchtlichen Auswirkung auf viele Einwohner in Illerrieden, Regglisweiler, Illerkirchberg, Schnürpflingen, Staig und Hüttisheim habe er ein Schreiben an Landrat Erich Josef Geßner in Neu-Ulm gerichtet und ihn gebeten, die Bemühungen um den Schutz der Trinkwasserbrunnen nachhaltig zu unterstützen. Die Vorsitzenden der Illergruppe und Steinberggruppe kündigten ebenfalls Schreiben an die Entscheidungsträger an.

 

Im Gemeinderat wurde die Planung in diesem Abschnitt der Illersanierung heftig kritisiert, da dann eine eventuell notwendige Trinkwasseraufbereitungsanlage mit Millionenaufwand herzustellen und über den Wasserpreis zu finanzieren wäre. Der Gemeinderat wünschte daher weitere Informationen über das Verfahren durch die Steinberggruppe. Angeregt wurde auch, im politischen Bereich zu intervenieren.

 

Anschließend fand noch eine nichtöffentliche Sitzung statt.